Generation Praktikum – ja so heißen wir. Den Begriff habe ich mir nicht ausgedacht, nein, der ist wirklich so etabliert. Das sagt schon viel aus, finde ich. Aber was soll das eigentlich alles? In den letzten Wochen und Monaten, ne eigentlich schon in den letzten Jahren, kochte die Diskussion immer mal wieder hoch, medial, aber auch politisch. Dabei geht es um echt viele Fragen – eine der wichtigsten Fragen ist mit Sicherheit die nach der Bezahlung.
Das mit den Praktika in Deutschland, ist tatsächlich nicht so klar geregelt. Während in unserem schönen Land sonst in der Regel alles genau geregelt ist, weisen unsere Gesetze hier gewisse Lücken auf, die Arbeitgeber, bzw. die Leute, die für Praktikanten verantwortlich sind, clever zu wissen nutzen. Wichtig schon mal hier vorab, ein Praktikant ist laut Gesetz KEIN Arbeitnehmer. Seit den 2000ern nutzen Arbeitgeber immer wieder Praktikanten, um deutlich kostengünstiger zu arbeiten, als es mit festangestellten Arbeitnehmern möglich wäre. Daher kommt auch der Begriff: Generation Praktikum!
Grundsätzlich muss man zwischen verschiedenen Arten von Praktika unterscheiden. Zum einen haben wir klassische Schulpraktika. Jeder von uns hat die Nummer sicher schon mitgemacht. Es geht darum, innerhalb eines 2-wöchigen Schülerbetriebspraktikums erste Eindrücke vom „wirklichen“ Berufsleben sammeln zu können. Bezahlung hier? Fehlanzeige! Finde ich aber auch korrekt. Die meiste Zeit stehst du leider wie zehn Meter Feldweg doof daneben, darfst zugucken oder mal leichte Tätigkeiten ausführen – bis hierhin meiner Meinung nach also alles korrekt soweit.
Dann haben wir da die Studentenpraktika. Richtiger Fachterminus hier: freiwillige- oder Pflichtpraktika. Hier liegt der Schwerpunkt, im Gegensatz zum Schülerpraktikum, ganz woanders. Es geht natürlich auch darum, Eindrücke von der Berufswelt zu sammeln, aber in erster Linie steht die Praxiserfahrung im Vordergrund. Jup, und da wären wir auch schon an einem wichtigen Punkt. Stehst du nämlich hier immer noch wie der dumme Feldweg nur daneben, läuft was falsch. Klar gehören auch Dinge dazu, wie zwischendurch mal den Kopierer zu knechten, eigentlich sollte dem Praktikanten aber die Möglichkeit gegeben werden theoretisch erlernte Dinge aus dem Studium in der Praxis anzuwenden, auszubauen und weiter zu vertiefen.
„Aber was ist mit dem lieben Geld?!“
Ja, das ist nämlich auch noch so ein Thema. Während man bei Aufgaben, die dem Praktikanten zugeteilt werden, immer nochmal auf Besserung hoffen kann und eine Veränderung erwirken kann, sind die Vorstellungen der Unternehmen in Sachen „Vergütung“ meisten sehr eindeutig formuliert und indiskutabel.
Entweder et gibt watt, oder halt nisch!
Das ist ein wichtiger Punkt. Viele der Studenten brauchen nämlich Geld. Klar, gibt es auch immer wieder die Leute, die drei Monate Praktikum in München machen können, nix verdienen, in einem 14 Quadratmeter Zimmer für 1000€ Miete im Monat wohnen und alles von Mami und Papi bezahlt bekommen. Diese Herrschaften sind aber in der Regel in der Unterzahl. Der normale Student muss sein Leben finanzieren. Das heißt futtern, Wohnung bezahlen, evtl. ein Auto finanzieren und am Wochenende genug Geld für ein bisschen Spaß haben. „Er kann ja arbeiten gehen!“ könnte man jetzt sagen. Richtig! Während sich die Arbeit in der Vorlesungszeit noch ganz gut mit dem Studium vereinbaren lässt, wird das während eines Praktikums, in dem der Durchschnittspraktikant im Übrigen laut Statistik etwa 39,5 Stunden ableistet, etwas sehr viel schwieriger. Ja, aber der Praktikant verdient doch seit der Einführung des Mindestlohns immerhin mindestens 8,84€???? Jein, denn es gibt einige Ausnahmen. Die Seite lecturio.de hat das mal in einem Schaubild vereinfacht zusammengefasst. Das sieht cooler aus als sich meine Worte anhören und die können das besser erklären, deshalb:
Ein anderes Problem ergibt sich zudem aus dem Mindestlohn der für Praktikanten gilt: Statista hat mal aufgezeigt, wie Unternehmen nach der Einführung des Lohns mit kommenden Praktikanten verfahren wollten, die unter das Gesetz des Mindestlohns fallen. Ich finde das alarmierend und HOFFE wirklich, dass es kaum welche in dieser Drastik umgesetzt haben:
Wer mal ein bisschen googlet, der findet sogar Anleitungen im Netz, wie Unternehmen den Mindestlohn bei Praktikanten geschickt umgehen können! What the fuck alter??!!
Auch so ist die Bezahlung von Praktikanten bei vielen Unternehmen häufig mehr Kür als Muss. Der Punkt ist aber (meistens zumindest): Der Praktikant arbeitet! Und zwar richtig!!! Als wäre er voll angestellt. Und das macht dem Praktikanten auch gar nichts aus! Ey nichts ist geiler, als in einem Team motiviert mit guten Aufgaben mitzuarbeiten, Erfahrungen zu sammeln, festzustellen „Ich kann was und ich lerne was!“ und vor allem hinterher sein eigenes Ergebnis zu sehen und stolz darauf zu sein!!! Das ist super. Und beide Seiten profitieren auch noch. Ist das nicht geil?!
Warum zum Fuck kriegt man dann manchmal kein Geld dafür?!
Es gibt auch noch ein anderes Problem und das existiert auch wenn man bezahlt wird. Der Praktikant ist billiger, ja das stimmt, und das ist auch richtig so. Meiner Meinung kann es aber nicht sein, dass Unternehmen Praktikanten für sechs/acht/zwölf Monate einstellen und danach wieder vor die Tür setzen, nur um seine Aufgaben vom nächsten Praktikanten erledigen zu lassen! Hier ist ein kleiner Fehler im System. Es gibt viele Uni-Absolventen oder ausgebildete potenzielle Arbeitskräfte, die nach ihrem Abschluss erst einmal zwei oder mehr Praktika im Zeitraum von zwei Jahren absolvieren müssen, bevor sie eine Festanstellung ergattern!!! Statista hat die Daten mal schön im europäischen Vergleich aufgearbeitet:
Das kann doch eigentlich nicht sein, oder?! Ein Absolvent, egal welcher Art, sollte in unserem Land Arbeit finden und nicht erst zwei oder mehr Jahre Praktika machen müssen. Natürlich immer vorausgesetzt, er ist keine Total-Katastrophe und einfach nur kacke! Klar, es geht auch schlimmer… man beachte zum Beispiel Spanien! Wenn ich jetzt aber anfange auch darauf einzugehen, führt das hier leider viel zu weit. Deshalb Ende ich hier und ihr habt wieder eure Ruhe!
So, wer bis hierhin gekommen ist: Glückwunsch! Wer vorher aufgegeben hat, weil er die Grafiken oder den Text nicht verstanden hat oder uns einfach hasst: Pech gehabt! Denjenigen, die sich angesprochen fühlen, empfehle ich diese Seite zur Weiterbildung! Worum es eigentlich gehen sollte: Wir arbeiten gerne als Praktikanten, ja, wir wissen auch vorher worauf wir uns bewerben und ja, wir sind keine vollausgebildeten Kräfte, die den gleichen Lohn bekommen sollten, wie normale Arbeitnehmer. Aber wir wollen etwas für unsere Mühen und wir wollen vor allem Erfahrung sammeln!
Nächste Woche folgt dann der Teil zum Wohlfühlen! Da zeigen wir wieder in einem Erfahrungsbericht, dass es auch anders geht. Dass es so geht, dass jeder hinterher zufrieden ins Bett gehen kann!
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Ich wüsste gerne mal, was Herbert dazu sagt…